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Naturschutz in Sachsen – Anspruch und Wirklichkeit.

Thomas Fischer

GRÜNE LIGA Hirschstein e.V.

Der folgende Vortrag „Naturschutz auf Sachsens Agrarflächen – Instrumente Akteure, Praxisbeispiele“ von Thomas Fischer, GRÜNE LIGA Hirschstein e.V. fühlte sich dazu fast wie ein Kontrastprogramm an. Thomas Fischer legte seinen Schwerpunkt auf die Darstellung der zahlreichen und umfangreichen Biotopentwicklungsmaßnahmen in der Agrarlandschaft, welche sein Verein aus privatem Engagement heraus in den vergangenen 15 Jahren in der Region Riesa-Großenhain (Elbtal) realisiert hat. Grundlage für diese erfolgreiche Tätigkeit war und ist die entsprechende Flächenverfügbarkeit als Eigentum bzw. Pacht. Der Verein sieht sich als Vermittler zwischen den Zielen der Landwirtschaft und des Naturschutzes, d.h. es werden sowohl umfangreiche Biotopanlagen wie Hecken, Wald, Feldgehölze und Feuchtgebiete als auch extensive Landbewirtschaftungen (Blühbrachen, vogelgerechte und ackerwildkrautreiche Äcker) realisiert. Ziel ist letztlich die Vernetzung zu einem Biotopverbund in der Landschaft. Finanzielle Grundlage der durchgeführten Maßnahmen sind Fördergelder der EU (Richtlinien Natürliches Erbe NE und Agrar-, Umwelt- und Klimamaßnahmen AUK) sowie die Realisierung von Kompensationsmaßnahmen. Wie umfangreich die umgesetzten Projekt sind, belegen einige Zahlen. Seit 2010 wurden neben 60 ha Wald auch ca. 52 ha Hecken gepflanzt und dabei insgesamt ca. 740.000 Pflanzen eingebracht. Auf ca. 300 ha Acker wurden temporäre Brachen angelegt. Hinsichtlich der umgesetzten Kompensationsmaßnahmen legt der Verein Wert darauf, dass sie für die Aufwertung der Naturfunktionen dauerhaft, fachlich hochwertig und so effizient wie möglich ausgeführt werden. Dabei gewährleistet das Flächeneigentum sowohl die Dauerhaftigkeit der Maßnahme als auch deren ständige Kontrolle, die sich aus der Verantwortung als Flächeneigentümer ergibt. Dass dies nicht selbstverständlich ist, belegte Thomas Fischer eindrucksvoll mit Aufnahmen von Eingriffs-Ausgleichs-Maßnahmen staatlicher Maßnahmenträger (z.B. Sächsische Landsiedlungs GmbH, Straßenbauämter), die nicht selten in fachlich unsinnigen „Kreisel-Bepflanzungen“ bzw. Unterpflanzungen bereits bestehender Gehölzstrukturen enden, um möglichst keine Landwirtschaftsflächen entsprechend der Vorgaben des SMUL in Anspruch nehmen zu müssen. Dies und die „Kleinrechnung“ des Eingriffs-Ausgleichs durch die Sächsische Handlungsempfehlung zur Bewertung und Bilanzierung von Eingriffen (siehe auch Vortrag Tobias Mehnert) führen dazu, dass Eingriffe nicht adäquat kompensiert werden und das Artensterben weiter verschärft wird. Sein Fazit lautet daher, dass die Umsetzung von  Kompensationsmaßnahmen auf den „freien Markt“ gehört und nicht in staatliche Hände.

Aus den langjährigen praktischen Erfahrungen, die der Verein und der Landwirtschaftsbetrieb Fischer mit der Umsetzung der Förderrichtlinien NE und AUK gemacht haben, formulierte Thomas Fischer im zweiten Teil seines Vortrages Konsequenzen, die zur Verbesserung der Wirksamkeit dieser Instrumente für den Artenschutz im Agrarraum dienen können. Dabei sieht er temporäre Brachen und ökologische Vorrangflächen wie Hecken und Feldgehölze im Vergleich mit allen angeboten AUK-Maßnahmen als die wirksamsten Instrumente für den Artenschutz an. Seiner Meinung nach werden Flächenmaßnahmen landesweit erst Wirkung zeigen, wenn 6-20% der Landwirtschaftlichen Nutzfläche für Brachen zur Verfügung stehen. Gerade für diese Maßnahmen wurden jedoch die Fördergelder entweder gedeckelt (Brachen) oder sukzessive gekürzt (Heckenanlage), so dass man vermuten muss, dass sie nicht gewünscht sind. Richtiger wäre es jedoch, die Fördergelder weniger effizienter Maßnahmen umzuschichten in das Brachen- und Heckenprogramm. Letzteres ist im Prinzip nicht mehr auskömmlich, da bei den Fördersätzen nicht berücksichtigt wird, dass die (dauerhaft aus der landwirtschaftlichen Nutzung herausgenommene) Fläche bereit gestellt und entsprechend finanziert werden muss. Als Beleg dafür schlüsselte er alle Kosten auf, die bei einer Heckenneuanlage anfallen.

Im dritten Teil seines Vortrages stellte Thomas das in den Jahren 2012/13 umgesetzte Rebhuhnprojekt seines Vereines vor, wo durch die Anlage von Hecken, Blühbrachen und Sommergetreidestreifen auf 20 ha Acker ein strukturreicher Lebensraum für Rebhühner (und natürlich auch andere Offenlandbewohner) geschaffen wurde.

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